Das Altenburger Land, gelegen südlich von Leipzig im Herzen Mitteldeutschlands, repräsentiert das zweitgrößte Verbreitungsgebiet von Umgebindehäusern im deutsch-sprachigen Raum. Die Altenburger Bauern prägten hier mit ihrer über 1.000 Jahre alten Geschichte eine eigenständige Kulturregion, sowohl durch die Architektur ihrer Höfe, als auch in ihren Bräuchen, den Trachten und in ihrer Mundart.
2024 ernennt die Interessengemeinschaft Bauernhaus e. V. (IgB) den Altenburger Vierseithof zum Bauernhaus des Jahres. Vierseithöfe von gigantischem Format prägen auf einzigartige Weise die winzigen Dörfer des Altenburger Landes, das im östlichen Thüringen, rund 40 Kilometer südlich von Leipzig gelegen ist.
Der Altenburger Vierseithof erlebte vom Ende des 16. bis Ende des 19. Jahrhunderts seine Blütezeit. Er zeugt vom einstigen Selbstbewusstsein und vom Wohlstand der Altenburger Bauern, die auf nährstoffreichen Lössböden reiche Erträge erwirtschafteten. In der Grundfläche kann ein Vierseithof die Ausdehnung eines Fußballfeldes erreichen. Typisch sind seine einzelnen Gebäude, die sich an vier Seiten um einen gepflasterten Innenhof gruppieren – mit einem Misthaufen in der Mitte.
Charakteristisch für den Vierseithof ist das Wohnhaus mit Umgebinde und Bohlenstube, ist doch das Altenburger Land nach der Oberlausitz das zweitgrößte Verbreitungsgebiet von Umgebindehäusern in Deutschland. Daneben gibt es den Pferde- und Kuhstall, die Scheune und ein weiteres Seitengebäude sowie das repräsentative Torhaus, das den Hof zum Dorf hin schließt.
Im 18. Jahrhundert bekamen die Ställe vieler Höfe massive Außenwände und in ihrem Inneren wenig später Gewölbekonstruktionen, die häufig von wertvollen Porphyr-Säulen gestützt werden. Der Gewölbe-Stall verleiht dem Vierseithof seinen besonderen Ausdruck, genauso wie der Laubengang, über den man im ersten Obergeschoss zum Beispiel in die Porstube (der Raum „empor") gelangt, einen großen Saal für die bäuerlichen Feste.
Zum sechsten Mal richtet die Interessengemeinschaft Bauernhaus mit Sitz im niedersächsischen Syke den Fokus auf einen ländlichen Bautyp und seine architektonischen Besonderheiten. Bauernhaus des
Jahres waren bereits das im Südosten von Brandenburg beheimatete Spreewaldhaus, das Jurahaus im bayerischen Altmühltal, das Umgebindehaus der sächsischen Oberlausitz, der Haubarg auf Eiderstedt
sowie das Vogelsberger Einhaus. 2024 bringt die Interessengemeinschaft Bauernhaus den Altenburger Vierseithof in das Bewusstsein einer deutschlandweiten Öffentlichkeit. Ihr Kooperationspartner
ist in diesem Jahr der Verein Altenburger Bauernhöfe e. V.
Die Interessengemeinschaft Bauernhaus e. V. und der Altenburger Bauernhöfe e. V. sind seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. Mit dem Altenburger Vierseithof als Bauernhaus des Jahres wollen beide Vereine davon überzeugen, dass eine zukunftsfähige Entwicklung des ländlichen Raums nicht ohne die Bewahrung und Belebung des historischen Baubestands auskommt. Sie setzen sich dafür ein, dass die Bestandserhaltung Vorrang vor Abriss und Neubau haben muss.
Dass Susanna Karawanskij, Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft in Thüringen, die Schirmherrschaft über die Aktion übernommen hat, freut die Akteure sehr, die ihre Anliegen auch in politische Entscheidungsebenen vermitteln wollen.
Nach wie vor werden überall in Deutschland erhaltenswerte historische Gebäude in besorgniserregender Zahl unsachgemäß umgebaut und abgerissen. Gerade die ländliche Baukultur steht auf dem Spiel. Von den einst rund 2.000 Vierseithöfen haben sich heute weniger als 700 erhalten. Die Vereinsmitglieder der Altenburger Bauernhöfe schätzen, dass etwa drei bis vier jährlich verloren gehen, darunter eigentlich gut erhaltene Anlagen, die etwa für Neubauten abgerissen werden. So geht ein wichtiger kultureller Schatz nach und nach verloren. Zur Rettung der Altenburger Vierseithöfe sind mutige Menschen gefragt, die die gigantischen Baulichkeiten schonend instandsetzen und kluge Konzepte für ihre Nutzung finden. Sie können auf die Unterstützung der Vereinsmitglieder der Altenburger Bauernhöfe zählen, deren großes Verdienst es ist, dass zahlreiche Ensembles inzwischen in guten Händen und instandgesetzt sind!
Text: Dr. Julia Ricker Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Bauernhaus e. V.
Visionen sind wichtig!
Wir haben viele!
Dieses wunderschöne Umgebindehaus
steht in Sachsen-Anhalt, noch ...........
Wir werden an gleicher Stelle
weiter berichten!
Also bleiben Sie neugierig!
Foto: A. Kloeppel
Unser Vereinsmitglied Marcus Friese hat das Umgebindehaus aufgemessen und
ein digitales Gebäudemodell erstellt.
Wie geht es weiter?
Bleiben Sie neugierig!
23.04.2021
"Das repräsentative, giebelseitig dreiachsige Umgebindehaus mit seitlichem Laubengang, Zierfachwerk mit Andreaskreuzen ist über dem Portal inschriftlich auf das Jahr 1704 datiert Im Erdgeschoss befindet sich eine Bohlenstube."
Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt
Foto: A. Kloeppel
03.05.2021
Auf dem digitalen Gebäudemodell von Marcus Friese sind die wunderschönen Details des Umgebindehauses zu sehen.
10.05.2021
Blick in die große Bohlenstube
Foto: K. Boldys
01.12.2021
Blick in den Flur zur schwarzen Küche (links) und Speisekammer
Foto: K. Boldys
01.12.2021
Schluß-Stein über der Eingangstür
Foto: K. Boldys
01.12.2021